Ohrschmuck

Geschichte

Ohrschmuck ist ein meist paarweise getragener Schmuck für das Ohr, der entweder am Ohr angeklemmt oder durch das für diesen Zweck durchstochene Ohrläppchen gezogen wird.

Schon in der Jungsteinzeit wurden in Vorderasien Ohrenpflöcke getragen. Seit der frühen Bronzezeit gab es Ohrschmuck aus einfachen Kupferringen.

Aus Ägypten sind Goldohrringe mit Filigranarbeiten bekannt, und in Griechenland wurden sichel- oder spiralförmige Ohrringe und Bügelohrringe oder Ohrstecker mit Tierköpfen getragen. 

Die griechischen Ohrringe, ob aus Gold oder mit Steinen besetzt, ob Ohrstecker oder Anhänger, waren sehr gut verarbeitet. 

Römische Ohrringe hatten einfache Formen und waren häufig mit wertvollen Steinen verziert. 

Bei den indianischen Völkern Mittelamerikas und des Andenraumes trugen die Edelleute goldenen Ohrschmuck und Ohrstöpsel mit eingefassten Türkissteinen.

In unseren Breitengraden nahm der Ohrschmuck um die Jahrhundertwende Einzug; er war zuerst vor allem unter Matrosen, Zuchthäuslern, Fremdenlegionären und Prostituierten verbreitet. Obwohl das Tragen von Ohrschmuck in den europäischen Kulturen bis in die heutige Zeit grösstenteils den Frauen vorbehalten war, trugen seit dem ausgehenden Mittelalter immer wieder auch die männlichen Mitglieder bestimmter Berufsgruppen Ohrringe. 
Bis heute wurde dieser Brauch beispielsweise unter den Zimmerleuten aufrechterhalten. 
Ohrgehänge aus Silber, die mit Diamanten, Rubinen und Smaragden besetzt waren, sind bis heute Bestandteil des Schmuckes. 
Einfacher Ohrschmuck wurde schon im 19. Jahrhundert aus Strassglas hergestellt; bis heute blieb neben dem wertvollen auch der Ohrschmuck aus unedlen Materialien beliebt.

Ohrschmuck im Appenzellerland

Das Tragen des männlichen Ohrrings ist in der Region von Alpstein, das den Halbkanton Appenzell und das St. Gallische Toggenburg einschliesst, weit verbreite. Der Brauch ist dort seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Ihr starkes Identitätsgefühl und den nationalen Stolz drücken die Alpsteiner in zahlreichen Religiösen und weltlichen Feierlichkeiten aus. 
Wie zum Beispiel das Fronleichnamfest, Pilgerfahrten, Viehmarkt, Auf- und Abstieg des Viehs zur Alp und zahlreiche Wettbewerbsveranstaltungen. 
An solchen Anlässen tragen die Männer stolz im rechten Ohr ihren Ohrring. Es ist ein Goldschmuck aus zwei Teilen und nennt sich «Ohreschueffle» bzw. «Ohrschuefen». Die Schnalle war ursprünglich ein einfacher Ring, wurde aber anfangs des 19. Jahrhunderts ersetzt durch eine Schlange. Der untere Teil des Schmuckes ist zwischen zwei und vier Zentimetern lang und stellt einen Löffel dar, wie er zum Absahnen gebraucht wird.